Fenrir Texte

Mythen über den Fenriswolf:

Der Wolf Fenrir -
eine Legende aus Skandinavien

Vor langer Zeit in Asgard, dem Wohnsitz der Götter im Zentrum des Universums, zog Gott Odin einen Wolfswelpen namens Fenrir auf. Schon als kleiner Welpe liess Fenrir sein unheimliches Heulen erklingen. Als er größer wurde, bekamen die anderen Götter Angst vor ihm. Schnüffelnd und neugierig zog Fenrir durch die Gassen von Asgard und die Götter wechselten schnell auf die andere Straßenseite, wenn sie ihn kommen sahen.

Egal, was für ein freundliches Wesen Fenrir war, nur ein Gott streichelte sein graues Fell: Tyr, Odins jüngerer Sohn, liebte Fenrir und blieb sein Freund und fütterte ihn mit Fleisch, und je mehr Fenrir fraß, desto größer wurde er, bis er schließlich den Göttern bis zur Taille reichte. Fenrir hatte nie jemanden verletzt oder angegriffen, aber die Götter bekamen immer mehr Furcht vor ihm.

Schließlich trafen sie sich und beschlossen, Fenrir an die Kette zu legen. Sie schmiedeten ein Kette aus schwerem Eisen, mit Gliedern so stark wie der Arm eines Mannes und dann riefen sie Fenrir, der freudig angetrabt kam, aber überrascht und bestürzt war, als die Götter ihm die Kette um den Hals legten und ihn banden. Fenrir heulte auf, zog und zerrte an der Kette, rannte im Kreis, und zuletzt, all seine Kraft einsetzend, sprengte er die Fesseln. Die Götter waren entsetzt und beschlossen, eine neue Kette zu schmieden, doppelt so stark wie die vorherige, denn nun reichte Fenrir den Göttern schon bis zu den Schultern, und sie wussten, daß er die Kraft von Hunderten hatte. Aber immer noch war Fenrir niemandem feindlich gesinnt, und als die Götter ihn erneut riefen, lief er zu ihnen in der Hoffnung, daß sie endlich seine Freundschaft annahmen. Doch die Götter warfen ihm die neue Kette um den Hals, und wieder war der arme Wolf gefangen und seine Augen leuchteten und blitzten vor Wut rot auf, bedrohlich knurrend stemmte er seine gigantischen Pfoten in die Erde und mit einem gewaltigen Ruck sprengte er auch diese Fessel und die Götter flohen vor ihm.

Beunruhigt beschlossen die Götter nun, sich an die Zwerge zu wenden. Als diese von den Sorgen der Götter erfuhren, webten sie aus dem "Miau" einer Katze, dem Speichel eines Vogels, dem Atem eines Fisches, den Sehnen eines Bären und den Wurzeln eines Berges das Seil "Gleipnir". Es war dehnbar wie Seide, aber stark genug, das niemand es zerreissen konnte, nicht einmal der große Wolf Fenrir. Fenrir liebte es, über die Felder zu laufen und zu springen, doch er fühlte sich immer trauriger und einsamer. Und trotzdem hoffte er immer noch, das die Götter eines Tages mit ihm spielen würden. Er wollte ihnen beweisen, daß er ihr Freund sein wollte, und so lief er den Göttern zur Begrüßung abermals entgegen, als sie auf ihn zukamen.

"Komm, Fenrir, wir wollen mit dir spielen." sagten die Götter und Fenrir heulte vor Freude auf. "Aber wir brauchen mehr Platz.", sagten sie, "Du bist ein großer Wolf und wenn du über die Felder läufst und springst, bebt die Erde. Wir brauchen ein großes Feld für dich, und wir wissen auch genau den richtigen Ort. Willst du mit uns kommen?" Fenrir zitterte vor Freude, schüttelte seinen großen, grauen Kopf und stampfte mit den Pfoten. Er würde den Göttern überallhin folgen, wenn sie ihn nur endlich lieben würden und seine Freunde wären! Glücklich folgte Fenrir ihnen auf ihr gigantisches Segelschiff, auf dem sie eine wilde, dunkle und rauhe See überquerten und nach ein paar Tagen erreichten sie schließlich ein weit entferntes, rauhes Eiland. "Was wollen wir denn spielen?" fragte Fenrir und wünschte sich nichts sehnlicher, als den Göttern zu gefallen. Sie zeigten ihm das goldene Band, das die Zwerge gewoben hatten: "Nimm dieses Ende des Bandes und wir nehmen das andere. Wir spielen Seilziehen. Mal sehen, ob du wirklich so stark bist wie wir alle zusammen." Begeistert nahm Fenrir das Band zwischen seine scharfen Zähne und rannte an´s andere Ende des Feldes. Er begann zu ziehen und zu zerren, und die Götter zogen am anderen Ende des Bandes. Aber wie gewaltig sie auch an beiden Enden zogen, das goldene Zwergenband hielt stand.

Als die Götter sahen, das Fenrir weit weg war, verankerten sie heimlich ihr Ende des Bandes im Urgestein der Insel und riefen Fenrir über das Feld zu: "Wickle das Band um deinen Hals, Fenrir! Wenn irgendein Wesen dieses Band zerreissen kann, denn du!" "Ich kann jede Fessel sprengen." dachte Fenrir und er wand sich das goldene Band um seinen Hals und sah voller Tatendrang zu den Göttern hinüber. "Ich bin soweit!", rief er, aber als er Tyr mit bedrücktem, niedergeschlagenem Gesichtsausdruck auf den Boden blicken sah, ahnte er bereits, daß die Götter einen weiteren, gemeinen Trick mit ihm versuchten. Ein welterschütterndes Knurren fuhr aus seiner Kehle und er rief nach seinem einzigem Freund: "Tyr, mein Freund," heulte er "helfe deinem alten Gefährten Fenrir. Gib´ mir deine Hand als ein Zeichen guten Willens!" Tyr konnte den qualvollen Ausdruck in Fenrirs Augen nun nicht mehr länger ertragen und er hielt seinem Freund die Hand hin. Fenrir kam heran und legte sanft seine großen Kiefer um Tyr´s Handgelenk. Fenrir, in seinem Maul immer noch vorsichtig Tyr´s Hand haltend, wuchs zu seiner doppelten Größe heran.

Entsetzt wichen die Götter zurück, als er rückwärts taumelte und Tyr mit sich riss. Das Band hielt. Und wieder zog und zerrte Fenrir, und wiederum hielt das goldene Band seiner Kraft stand. Ein drittes mal sammelte er all seine Kräfte und versuchte, seine Fessel zu sprengen. Das Band der Zwerge hielt, und er war immer noch an die Felsen der Insel gekettet. Und immer noch hielt Fenrir Tyr´s Hand in seinem Maul und seine Augen füllten sich mit Tränen, als er in die Augen des einen Gottes blickte, der immer sein einziger Freund gewesen war. Er wusste, daß er für immer hilflos gefangen war. Und Tyr blickte ebenfalls in Fenrirs Augen und ihn erfüllte eine tiefe Traurigkeit für seinen Freund. Ihr Schicksal nun akzeptierend, schlossen Tyr und Fenrir ihre Augen im selben Moment, und als sie das taten, verschlang Fenrir Tyr´s Hand.

Aber: Tyr starb nicht, er war ja ein Gott, und die anderen Götter zogen ihn zurück und verbanden seine schreckliche Wunde. Und denn nahm Odin sein Schwert und schleuderte es wutentbrannt in Fenrirs Rachen. Der arme graue Wolf hustete und röchelte, doch auch er starb nicht, da er eine Schöpfung der Götter war. Erneut heulte er in Qual und Agonie auf, doch die Götter wandten sich von ihm ab und liessen ihn alleine zurück.

Für viele Jahre nun hörten die Götter und Menschen das einsame und klagende Heulen Fenrirs und schließlich, eines Nachts, konnte er sich endlich befreien und sprang hoch in den Himmel! Schwerer Regen prasselte auf Asgard nieder und in dieser Nacht, bekannt als Ragnarök oder Götterdämmerung, wurde die alte Welt zerstört und aus dieser Zerstörung wuchs eine neue, friedvollere Welt und Odins Söhne kehrten zurück um über sie zu herrschen.

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Eine Kurzfassung der Edda

Vom Anfang der Welt

Es gab eine Zeit, da alles nicht war. Da war nicht Sand noch See, nicht das Meer und die Erde, nicht der Himmel mit seinen Sternen. Im Anfang war nur Ginnungagap, das gähnende, lautlose Nichts. Da schuf Allvaters Geist das Sein, und es entstand im Süden Muspelheim, das Land der Glut und des Feuers, und im Norden Niflheim, das Land der Nebel, der Kälte und Finsternis. Aus dem Norden, in Niflheim, entsprang ein tosender Quell, aus dem zwölf Ströme hervorbrachen. Die stürzten in den Abgrund, der Norden und Süden trennte, und erstarrten zu Eis. Aus Muspelheim flogen Funken auf das Eis, die Starre begann zu schmelzen, und der Riese Ymir taute daraus hervor und danach Audhumbla, eine riesige Kuh, von deren Milch Ymir sich nährte.

Eines Tages sank Ymir, nachdem er sich satt getrunken hatte, in tiefen Schlaf, und aus seinen Achselhöhlen wuchsen zwei Riesenwesen, Mann und Weib. Diesen beiden entstammt das Geschlecht der Frost- und Reifriesen. Audhumbla, die nirgends Gras fand, leckte an den salzigen Eisblöcken, und ihre Zunge löste am dritten Tage einen Mann aus dem Eise, der war stark und schön und nannte sich Buri. Er erschuf aus eigener Kraft einen Sohn, der hieß Börs und nahm Bestla, die Tochter des Riesen Bölthorn, zum Weibe. Börs zeugte mit Bestla drei Söhne: Odin, Wili und We. Mit ihnen kam das Göttergeschlecht der Asen in die Welt.

Odin, Wili und We zogen aus, um die Herrschaft über die Schöpfung zu gewinnen. Sie erschlugen den alten Riesen Ymir. Die Blutströme aus Ymirs Wunden überfluteten die Welt, und alle Frostriesen ertranken. Nur ein einziger, Bergelmir, rettete sich mit seinem Weibe in einem Boot. Diese beiden wurden die Ahnen der späteren Riesengeschlechter. Den toten Leib Ymirs warfen die Brüder Odin, Wili und We in den Abgrund zwischen Muspelheim und Niflheim und schufen aus ihm die Erde. Aus Ymirs Blut entstanden die Wasser der Ströme und Meere, aus seinem Fleisch die Erde, aus Knochen und Zähnen Berge und Felsen, aus seinem Schädel wurde die Wölbung des Himmels geschaffen.

Als die Asen das Hirn des Riesen in den Himmel schleuderten, blieb es als Wolken in den Lüften hängen. Die Haare wurden zu Bäumen, die Augenbrauen bildeten einen Wall, der Midgard, das Land der Menschen, gegen das Meer und die Riesen schützen sollte. Aus Funken, die von Muspelheims Feuer herüberstoben, schufen die Götter die Sterne, denen sie Namen gaben, und jedem wiesen sie seine Bahn. Die Erde ward trocken und war vom Meere umgeben, und die Erde begann zu grünen.

Als Odin und seine Brüder einst am Ufer des Meeres wanderten, sahen sie am Strande zwei Bäume, die Esche und die Ulme. Die gefielen ihnen sehr. Odin formte aus dem einen Baum, der Esche, den ersten Menschen, einen Mann. Aus der. Ulme aber wurde ein Weib geschaffen. Odin hauchte ihnen Leben und Geist ein, Wili gab ihnen Verstand und Gefühl, und We schenkte ihnen die Sinne des Gesichts und Gehörs, dazu die Sprache.

Neun Reiche erschufen die Götter in der Welt, drei unterirdische, drei irdische und drei himmlische. Tief im Innern der Erde liegt Niflheim, das Land des Eises und der Toten. Niflhel ist der tiefste Abgrund, in dem die Verbrecher und Meineidigen ihre Strafe erleiden. Schwarzalfenheim heißt das Land der Nachtzwerge, die verwachsen und hässlich sind, sodass von ihnen gesagt wird, es sei besser, sie nicht zu beschreiben. Sie sind vieler Künste kundig, schmieden köstliche Kleinodien und scharfe Schwerter und Waffen. Sie schrecken und quälen bei Nacht die Menschen, sind aber auch dankbar, wenn jemand ihnen in der Not geholfen hat.

Auf der Erde liegen Midgard, das von den Menschen bewohnt wird, und Riesenland, in dem die Frost- und Reifriesen hausen, dann Wanenheim, das Reich der Erd- und Wassergötter, die sich das Geschlecht der Wanen nennen. Im Himmel ist Muspelheim, das Feuerland, gelegen, und Lichtalfenheim, wo die Lichtzwerge leben, schön von Gestalt und immer fröhlich. Sie sind Freunde der Menschen. Vor allem aber ist Asgard zu nennen, das heilige Land der Asen. Dort wohnen die Götter in zwölf Schlössern, die sie sich erbaut haben. Eine gewaltige Brücke, Bifröst, der Regenbogen, verbindet Erde und Himmel. Nur die Götter können die Brücke überschreiten, die von dem klugen Heimdall bewacht wird. Er trägt ein Horn, Giallar genannt, mit dem er am Tage der Götterdämmerung die Asen zum Kampf rufen wird.

Aus Leib und Blut des gewaltigen Riesen Ymir haben Odin und seine Brüder die Welt erschaffen. Midgard heißt die Erde, wo die Menschen wohnen. Niflheim ist das Reich der Toten. Genau in der Mitte der Welt, in Asgard, bauten sich die Götter, die Asen, ihre eigenen Wohnungen. Dort thront Odin, der höchste Gott, den die Menschen auch Wodan nennen, in Walhalla, der größten und prächtigsten Halle, und waltet über der Welt und über den Menschen. Auf seinen Schultern sitzen zwei Raben, Hugin, der Gedanke, und Munin, das Gedächtnis, die auf sein Geheiß täglich ausfliegen, und raunen ihm ins Ohr, was sie gesehen und gehört haben. In heiligen Nächten sprengt Odin auf weißem Rosse mit seinem Gefolge in wilder Jagd über die sturmgepeitschten Baumwipfel durch die Lüfte dahin. Oft steigt er auch in menschlicher Gestalt, einen blauen sternbesäten Mantel um die Schultern und einen breitkrempigen Hut auf dem Haupt, zur Erde hinab, um den Sterblichen sein Mitgefühl zu zeigen, ihnen zu helfen und ihre Gastfreundschaft zu erproben. Im Getümmel des Kampfes trägt der Waffengewaltige eine strahlende Rüstung und Gungnir, seinen mächtigen Speer. Er nimmt am Kampfe nicht selbst teil, sondern reitet auf seinem achtfüßigen Ross Sleipnir über die Walstatt und zeichnet mit dem Speer die Männer, denen er den Tod bestimmt hat. Die Walküren, Schlachtenjungfrauen von herrlicher Schönheit, begleiten ihn und tragen die Gefallenen auf ihren feurigen Rossen nach Walhalla empor.

Odins Sohn Thor, der auch Donar heißt, ist der kraftvolle Donnergott. Er hilft Göttern und Menschen und gewährt besonders den Schwachen seinen Beistand; er hat Gewalt über Wind und Wogen, über Blitz und Donner. Im rollenden Wagen, der von Böcken gezogen wird, fährt er auf den Wolken dahin, in der Rechten Mjölnir, den Hammer, der nach dem Wurfe in seine Hand zurückkehrt. Wie alle Götter wird auch er von den Menschen nicht in Tempeln verehrt, sondern in Hainen, von den Bäumen ist ihm die sturmfeste Eiche heilig.

In der Reihe der Göttinnen ist Odins Gemahlin Frigga, die mit Walvater den Thron in Asgard teilt, die Königin der Götter und Menschen; sie wird verehrt als gütige Frau, die für die Menschen sorgt, als Beschützerin der Ehe und der häuslichen Arbeit" sie gilt als Spenderin des Kindersegens. Der Wagen, auf dem sie durch die Lande fährt, wird von Katzen gezogen, diese und andere häusliche Tiere, auch Schwalbe und Storch, sind ihr geheiligt, und der wahrsagende Kuckuck. Segen spendend und Licht schenkend schreitet Baldur, der Gott der Frühlingssonne, der für das Gute und Gerechte kämpft, über die Erde. Sein Bruder ist der blinde Hödur, der Gott des Winters, der Finsternis und Kälte. Niemand liebt ihn, und überall, wo er herrschen darf, erstickt das Leben.

Odins Bruder Loki, der Gott des Feuers, das die Leichen verzehrt, zeigt wankelmütigen, oft tückischen Sinn und hält es bald mit den Asen, bald mit den Riesen, die im rauen Nordland hausen und den Frieden in der Welt zu stören trachten; der Fenriswolf und die Midgardschlange sind Lokis furchtbare Kinder. Ein alter Wahrspruch kündete den Asen, dass der Wolf Fenris ihren Untergang herbeiführen werde. Da fesselten die Götter ihn mit List, banden das Untier an einen Felsen im Meer und sperrten ihm den Rachen mit einem Schwert. Schauerlich heulte der Wolf in Schmerz und Wut. Am Tage der Götterdämmerung aber wird er sich befreien und gegen die Asen kämpfen, ebenso wie die Midgardschlange, die auf dem Grunde des Meeres ruht und die ganze Erde mit ihrem Leib umschlingt.

In der Mitte von Asgard steht Yggdrasil, die immergrünende Weltesche, die mit ihrer Krone hoch über das Himmelsgewölbe hinausragt und ihre Äste über die ganze Welt hin breitet und mit ihren Wurzeln die Hel, das Reich der Gewesenen, deckt. Am Urdbrunnen, an dem die Esche steht, wohnen die Nornen, sie heißen Urd, Werdandi und Skuld und wissen um das Schicksal aller Götter und Menschen. Denn niemand sonst kennt ganz das zukünftige Geschick, selbst Odins Wissen ist Stückwerk. Nicht immer wird Yggdrasil grünen, denn Nidhogg, der Drache, nagt an ihren Wurzeln, und einst wird der Tag kommen, da die Weltesche welken muss. Dann bricht Ragnarök, der Tag der Götterdämmerung, über Asgard herein; der Fenriswolf reißt sich von seinen Fesseln los, die Midgardschlange erhebt sich aus dem Meer, und die Riesen kommen, Götter und Helden sammeln sich zum letzten Kampf. Dann werden Asgard und Midgard vergehen, und alles Leben erlischt.

 

Thor holt seinen Hammer

Eines Morgens bemerkte Thor mit Schrecken, dass sein Hammer fehlte. Vergebens durchsuchte er, wild sich den Bart raufend, alle Räume seines Hauses. Da kam Loki, der listenreiche Gott, daher. Er konnte sein schadenfrohes Lächeln kaum verbergen, als Thor ihm sein Missgeschick erzählte. "Die Riesen werden ihn gestohlen haben", versetzte Loki jedoch gleichmütig. "Wenn du willst, werde ich bei ihnen nachforschen." Und Thor willigte ein. Von Frigga entlieh sich der verschlagene Loki das Federgewand, flog nach Riesenheim und brachte schnell in Erfahrung, dass der Riese Thrym, der König der Unholde, den Hammer gestohlen und acht Meilen tief unter der Erde verborgen habe. "Nur um einen Preis werde ich den Hammer herausgeben'', rief der Riese Hohn lachend; "nur wenn Frigga, die schönste Göttin, meine Frau wird!"

Als Loki den Asen diese Forderung überbrachte, schrie Frigga auf vor Scham und Zorn, und in großer Sorge versammelten sich die Götter und hielten Rat; denn wenn Thor den Hammer nicht zurückerhielt, so drohte für Asgard der Untergang. Widerstrebend ließ Thor sich schließlich durch Odins klugen Sohn Heimdall, der als Gott des Frühlichts auch der Wächter des Himmels ist, zu einer List überreden. Als Braut verkleidet, sollte er in Friggas Gewand und Schmuck nach Riesenheim ziehen und selber den Hammer holen. Loki, der verschlagene Gott, erbot sich, ihn als seine Dienerin zu begleiten. Voller Freude empfing der Riese Thrym die Braut, die tief verschleiert vor ihn trat. Er ließ sogleich ein Festmahl herrichten. Man nahm mit den Gästen in der Halle Platz und tat sich gütlich bei fettem Ochsenbraten und schäumendem Met. Mit Verwunderung sahen Thrym und seine Gäste, wie die vermeintliche Braut einen ganzen Ochsen, dazu acht Lachse verzehrte und drei Kufen Met hinuntergoß. "Acht Tage lang hat meine Herrin nicht gegessen, so sehr quälte sie die Sehnsucht nach dir!" sagte der kluge Loki zur Erklärung des seltsamen Gebarens. Das hörte der Riese gern. Mit plumpen Fingern lüftete er ein wenig den Schleier, um das holde Antlitz der Braut zu sehen. Doch entsetzt fahr er zurück vor den Augen, die wie loderndes Feuer blitzten. "Meine Herrin", versetzte der als Magd verkleidete Loki, "hat acht Nächte kein Auge geschlossen, so sehr verzehrte sie das Verlangen nach dir." Solche Worte erfreuten Thrym sehr, darum rief er befehlend: "Bringt jetzt den Hammer des mächtigen Thor!" Wie frohlockte Thor in seinem Herzen, als man ihm, der vermeintlichen Braut, feierlich den Hammer als Hochzeitsgabe in den Schoss legte! Mit ingrimmiger Wut ergriff er den Hammer, wog ihn in der Hand und schleuderte ihn gegen den Riesen Thrym, sodass dieser mit zerschmettertem Schädel von seinem Sitz sank. Ein wildes Getümmel erhob sich, als Thor nun mit dem Hammer Mjölnir auf die übrigen Riesen einhieb, bis keiner aus Thryms Geschlecht mehr am Leben war. Der Himmel lachte und donnerte zugleich, als Thor und Loki vom rauen Riesenheim hinauffuhren zu Asgards leuchtenden Höhen.

 

Baldurs Tod

Baldur, Odins und Friggas Sohn, war der schönste und edelste unter den Göttern. Der blühende Jüngling, der Gott des Lichtes und des Frühlings, des Guten und des Gerechten, wurde von allen Asen am meisten geliebt. Eines Tages träumte die Göttermutter Frigga einen bösen Traum. Sie sah, wie Hel, die Todesgöttin, ihren Lieblingssohn Baldur entführte. Auch Baldur träumte, dass sein junges Leben von Gefahren bedroht sei. Da beschwor Odin die uralte Wala, die Seherin der Hel, aus ihrem Grab, um sichere Kunde zu erfahren. Auf die Frage, wen man im Reiche der Hel erwarte, erhielt er die Antwort: "Baldur, den Guten, erwartet man. Hödur, sein blinder Bruder, wird ihn töten."

Die Asen und Göttinnen hielten, voll Sorge um das Leben ihres Lieblings, Rat und fassten den Beschluss, dass alle Geschöpfe, die im Himmel und auf Erden sind, einen heiligen Eid schwören sollten, Baldur niemals etwas anzutun. Frigga selbst nahm Feuer und Wasser, Riesen und Elben, Menschen, Tiere und Pflanzen in strenge Eidespflicht. Von nun an verfehlte jede Waffe, die man, um den neuen Bund zu erproben, gegen Baldur richtete, ihr Ziel. Ja es wurde zu fröhlicher Kurzweil unter den Asen, nach Baldur Geschosse zu werfen; doch keines traf ihn.

Am Rate der Götter hatte auch der verschlagene und ränkesüchtige Loki teilgenommen. Während die Götter nun mit Baldur ihr Spiel trieben, wandte er sich, als Bettlerin verkleidet, an die gütige Frigga und entlockte ihr ein Geheimnis: auf einer Eiche vor Walhallas Tor wuchs der Mistelstrauch. Diesen, so verriet Frigga, hatte sie nicht schwören lassen, weil er ihr zu schwach und unbedeutend erschienen war. Schnell entfernte sich Loki, nahm seine wahre Gestalt an und eilte zur Eiche. Er schnitt ein Zweiglein der Mistelstaude ab und kehrte in den Kreis der Götter, die immer noch ihr fröhliches Spiel trieben, zurück. Untätig abseits stand nur Baldurs Bruder, der blinde Hödur. "Wie soll ich mitspielen, da ich doch des Augenlichts beraubt bin?" versetzte er missmutig auf Lokis Frage. "Spanne den Bogen, hier ist ein Pfeil", sagte Loki und reichte ihm den Mistelzweig, "ich werde für dich zielen!" Der blinde Hödur tat nach dem Geheiß des bösen Gottes, und, wie vom Blitz getroffen, sank Baldur entseelt zu Boden. So hatte sich die Weissagung der Wala grausam erfüllt. Nur Odins Wort, dass Hödur ein dem Baldur vorherbestimmtes Schicksal vollzogen habe, schützte den Mörder vor der Rache der Götter. Dann schickten sie sich auf Geheiß des Göttervaters an, Baldurs Leichnam zu bestatten.

Nie zuvor hatte in Asgard und auf der Menschenerde so tiefe Trauer geherrscht wie jetzt um Baldur, den lieblichen Gott. Am Strande des Meeres hatten die Asen Baldurs Schiff aufgestellt und auf ihm den Scheiterhaufen errichtet. Als sie den Leichnam obenauf legten, konnte Nanna, die Gattin Baldurs, den Anblick nicht Iänger ertragen, und ihr Herz brach vor Gram. So betteten die Asen sie an Baldurs Seite. Alle Götter gaben dem toten Sonnengott Worte der Hoffnung mit auf den Weg. Niemand jedoch weiß, was Odin dem edlen Toten ins Ohr flüsterte. Thor legte die Flamme an den mächtigen Scheiterhaufen. Dabei stieß er ein Zwerglein, Lit mit Namen, das ihm vor die Füße kam, mit einem Tritt in die Flamme, dass es verbrannte. Dann schoben die Riesen das Schiff in die Fluten und ließen es die hohe See gewinnen. Immer mächtiger griff in dem wilden Fahrtwind die Flamme um sich, und einer riesigen Opferfackel gleich jagte Baldurs Schiff zum letzten Male über das Meer. Als die Springflut gierig nach den brennenden Balken griff und ihre Glut in die Tiefe zog, war es den am Gestade harrenden Asen, als versinke die ganze Welt ringsum in Dämmerung.

Niemand trauerte mehr um Baldurs Tod als seine Mutter Frigga. War Baldur, der Frühlingsgott, den Asen und der Menschenwelt nun für immer entrissen? Sollte Hel, die Göttin des Totenreichs, sich nicht erweichen lassen, den Götterliebling freizugeben? Auf Friggas inständige Bitten entschloss sich Hermodur, der Götterbote, seinen Bruder zu befreien. "Ich gebe dir Sleipnir, mein Ross, für die lange Wegstrecke", sagte Odin zu seinem Sohne, "es wird dich sicher ans Ziel führen, denn ihm ist der Weg bekannt." Neun Nächte ritt der Götterbote, bis der achtfüßige windschnelle Renner die Brücke, die zur Hel hinabführte, erreichte. Hermodur wagte es kühn, in das Reich der Toten einzudringen. Bald sah er Baldur, den geliebten Bruder, schlafbefangen und bleich, an Nannas Seite sitzen. Er flüsterte ihm Worte des Trostes zu. Aber lange mühte sich der Götterbote vergeblich, die düstere Hel zur Milde zu stimmen. Mit eisiger Kälte blickte sie ihn an. Dann ließ sie ihre Stimme vernehmen: "Wer gestorben ist, bleibt meinem Reiche verfallen. Auch Baldur gehört der Hel. Trotzdem will ich die Bitte der Götter erfüllen und ihm die Freiheit wiedergeben, wenn alle Geschöpfe der Welt, ob lebende oder tote, ihn beweinen. Verweigert auch nur ein einziges Geschöpf diesen Anteil der Tränen, so bleibt Baldur für alle Zeit im Reiche der Toten!'' Hermodur eilte, zum Asenhof zurückzukehren. Baldur und Nanna gaben ihm Geschenke mit auf den Weg, die er Odin und Frigga mitbringen sollte. Dort in Walhalla warteten alle voller Spannung auf den abgesandten Boten. Und voller Hoffnung sandte Frigga sogleich die Alben, ihre Boten, in die Welt hinaus, um alle Geschöpfe für Baldurs Heimkehr zu gewinnen. "Denkt an meinen geliebten Sohn, den Frühlingsgott", ließ sie ihnen sagen, "und weinet über seinen Tod, so wird die Göttin der Unterwelt ihm die Heimkehr gewähren." Friggas Mühen schien nicht umsonst: alle Geschöpfe, zu denen ihre Boten kamen, waren voller Erbarmen und weinten um den toten Lichtgott. Schon machten sich die Alben auf den Heimweg. Alle Wesen, sogar die starren Steine, hatten Anteil an Baldurs Schicksal gezeigt. Da trafen die Alben in düsterer Felsenhöhle eine grimmige Riesin, Thögg mit Namen, die hatte um Baldurs Tod keine Träne geweint, und kein Bitten und Flehen konnte sie rühren. So blieb Baldur im Reiche der Hel.

Nicht wenige der Asen, die mit Betroffenheit die Weigerung des finsteren Weibes vernahmen, glaubten, dass hier Loki sein hasserfülltes Werk fortsetze. Wo war der hinterhältige Mörder geblieben? Inmitten des Entsetzens, das bei Baldurs Ermordung alle gepackt hielt, hatte der heimtückische Loki entkommen können. Er floh nach Riesenheim und verbarg sich dort in einem einsamen Versteck. Die Götter aber fanden seine Spur. Doch als sie sich dem Hause, dessen vier Fenster nach allen Himmelsrichtungen gingen, näherten, machte sich der verschlagene Loki eilig davon. Er verwandelte sich, wie er es oft zu tun pflegte, in einen Lachs und verbarg sich unter einem Wasserfall. Vorher hatte er ein Netz, das er sich eben fertigte, um zu erproben, ob man ihn damit fangen könne, ins Feuer geworfen. Das wurde ihm zum Verhängnis, denn in der Asche noch erkannten die Götter die Form des Netzes und wussten nun, wo und mit welchem Mittel sie ihn fangen sollten. Mochte Loki sich auch immer wieder der Verfolgung entziehen, die Götter fingen ihn schließlich in den Maschen des von ihm erfundenen Netzes.

Die Rache der Asen war so schrecklich wie das Verbrechen, das Loki begangen hatte. Sie führten ihn auf eine Insel im Reiche der Hel und schmiedeten ihn dort an einen scharfkantigen Felsen, dass er kein Glied regen konnte. Über dem Haupte des Verräters befestigten die Rächer eine Natter, die ihm unablässig ihr Gift aufs Antlitz träufelte. Zwar teilte Sigyn, Lokis Gattin, das schwere Los des Verdammten. Tag und Nacht saß sie neben dem Gefangenen und fing das Natterngift in einer Schale auf. Doch wenn die Schale voll war und das treue Weib sich erhob, um sie auszuleeren, wurde Loki von brennendem Schmerz gequält, dann wand er sich, dass ganz Midgard erschüttert wurde und die Erde erzitterte. Dieses Erzittern nennen die Menschen Erdbeben. In solchen grausigen Nächten heult der Fenriswolf, und die Midgardschlange regt sich in der Tiefe des Meeres, die Wogen rauschen wild empor, und Sturmfluten branden wider den Wall, mit dem die Götter Midgard gegen die See geschützt haben.

 

Die Götterdämmerung

Bei Menschen und Göttern herrschte tiefe Trauer, seit der Todespfeil Baldur ins Herz getroffen hatte. Nur die finsteren Riesen, die Unholde und die missgestalten Zwerge frohlockten, denn mit dem Erlöschen des Sonnenglanzes wuchs ihre Macht der Finsternis. Böse Zeichen kündeten dem Walvater das Ende der goldenen Zeit, die Blätter der Weltesche Yggdrasil wurden welk, und die Asen begannen zu altern. Denn die schöne Iduna, die Göttin der Jugend, tränkte Yggdrasil nicht mehr mit Leben spendendem Met.

Die Göttin Iduna war vermählt mit Odins Sohn Bragi, dem Skalden, der die Gabe der Weisheit und der Dichtkunst besaß. Wenn er in Asgard im Kreise der Götter die Harfe erklingen ließ, dann hingen alle an den Lippen des edlen Sängers und priesen die hohe, bezwingende Macht seines göttlichen Gesanges. Und wie Bragi, den liebenswürdigen Odinssohn, verehrten die Asen seine Gemahlin Iduna, deren Name "Immergrün" bedeutet und die im wundertätigen Met den Zauberschatz ewiger Jugend bewahrte. Auf Iduna und ihre Hilfe setzte Odin seine Hoffnung. Er sandte nach ihr, doch mit Schrecken erfuhr er, dass die schöne Göttin verschwunden sei. Vergebens ließ Odin seine Raben ausfliegen, um nach der Entschwundenen zu suchen. Als sie nach langer, langer Zeit zurückkehrten, brachten sie schlimme Kunde: Iduna, die strahlende Göttin, weilte im Totenreich der Hel, von wo es keine Rückkehr gibt, und auch Bragi, ihr Gatte, war ihr dorthin gefolgt, und noch andere unheilvolle Zeichen wussten die Raben zu berichten. Den Geschöpfen auf der Erde entschwinde die Lebenskraft, und in Mimirs heiligem Brunnen beginne die Weisheit zu versiegen.

Voll düsterer Ahnungen hatte Walvater die unheilschwere Botschaft vernommen. Er erkannte, dass das schicksalhafte Verhängnis unaufhaltsam seinen Lauf nehmen werde, nachdem der lichte Baldur und die jugendfrische Iduna zur Hel gefahren waren. In den Nächten hörten die Asen aus den Abgründen der Unterwelt den Fenriswolf heulen, Lokis schrecklicher Sohn zerrte gierig an seinen Ketten, denn er witterte, dass die Stunde seiner Befreiung nahe. Als mit Baldurs Tod die Sonne ihren Glanz verlor, fiel ein harter langer Winter, der Fimbulwinter, ins Land. Schneegestöber dauerte an und starker Frost, raue Winde tobten, und der Winter schien kein Ende mehr zu nehmen. In dem Wüten der Elemente war es, als liege Dämmerung auch in den Seelen der Menschen.

Arges geschah unter Göttern und Menschen. Krieg erfüllte die Welt, Brüder töteten einander aus Habgier, Meineid und Mord, Ehebruch und Verletzung der Gastfreundschaft geschahen, und Gier und Gottlosigkeit herrschten. Mit bitterer Sorge sahen die Götter im hohen Asgard, wie alle Ordnungen sich auflösten. Vergeblich schleuderte Thor seinen Hammer Mjölnir gegen die Riesen; denn unverletzlich saßen sie hinter den schützenden Eiswänden des Fimbulwinters. Vergebens ritt Odin auf pfeilschnellem Ross zum alten Mimir, dem Weisen; der Weisheitsbrunnen war wie von wildem Sturm bewegt, in ratloser Ohnmacht stand Mimir vor dem Verhängnis. Da sprengt der Göttervater auf windschnellem Renner zurück nach Walhall, um Götter und Helden zum Kampfe zu rufen; denn das Unheil naht.

Laut kräht der hellrote Hahn auf Asgards Dach, und krächzend antwortet der dunkelrote auf Hels Halle. Die Midgardschlange erhebt ihr furchtbares Haupt aus den Fluten des Meeres, und der Grenzwall, der Midgard schützt, bricht. In Todesangst fliehen die Menschen in die Gebirge und bergen sich in Höhlen, denn nun reißt sich der Fenriswolf aus seinen Banden los, dass die Erde im Innersten erbebt. Stürmisch braust das Meer über seine Ufer, und es kommt ein Schiff gefahren, das von Loki gesteuert wird, und alle Riesen sind bei ihm. Es ist Naglfari, das Nägelfahrzeug: es ist aus Finger- und Zehennägeln der Toten erbaut, welche die Menschen ehrfurchtslos seit langem zu schneiden unterlassen hatten. Der Fenriswolf, dessen gähnender Rachen Himmel und Erde berührt, verschlingt Sonne und Mond, und Finsternis breitet sich über die Welt.

Ragnarök, der Tag der Entscheidung, bricht an. Es birst der Himmel, und in unendlichen Scharen kommen Muspelheims Söhne geritten. Surtur, der Urweltriese, reitet an der Spitze, und rings um ihn her lodert alles von Brandfackeln. Wild entschlossen ziehen sie nun hinaus auf das Feld Wigrid, die Kampfebene, und mit ihrem Heereszuge sammeln sich zum Streite alle Mächte der Finsternis. Da dröhnt über Asgard hin das Giallarhorn, mit dem Heimdall die Götter zum Kampfe ruft. Es ertönt so laut, dass man auf der ganzen Welt seinen Schall hört. Wenn es zum dritten Mal gellt, öffnen sich Walhalls Tore weit, und der glänzende Heerwurm der Götter und Helden reitet hervor. Die Spitze führt Walvater in leuchtender Rüstung, den Goldhelm auf dem Haupte, und Gungnir, den nie fehlenden Speer, in der Faust. Auf Wigrid, der Walstatt des Weltenringens, beginnt die Letzte entsetzliche Schlacht. Wodans Waffe wütet unter den herandrängenden Riesen, und gleich dem herabsausenden Blitz fährt Thors Hammer gegen die Scharen der Unholde; in den Reihen der Asen wütet, Schrecken verbreitend, Lokis Sohn, der grimmige Fenriswolf; unverwundbar zeigt er sich gegen alle Waffen der Götter. Loki und Heimdall töten sich gegenseitig. Mit Mjölnir, dem Hammer, zerschmettert Thor den Kopf der Midgardschlange; doch auch für ihn ist es der letzte Kampf: der Gifthauch des sterbenden Drachen reißt den gewaltigen Asen mit in den Tod. Tyr stößt auf Garm, den Höllenhund; doch während dieser dem Kriegsgott die Kehle zerreißt, führt der Ase mit seinem Schwerte gegen das Untier den Todesstoß. Lange kämpft Odin mit dem Fenriswolf, der sich mit entfesselter Kampfesgier auf den Göttervater stürzt, und am Ende verschlingt der Weltenwolf Walvater. Was hilft es, dass Widar, Odins gewaltiger Sohn, zur Rache herbeieilt und den Wolf zermalmt? Walvater, der Herr von Asgard, ist tot!

Für die Asen ist das Ende gekommen. Surtur dringt in Asgard ein und schleudert den Feuerbrand in die Halle, dass ringsum die glühende Lohe zum Himmel emporschlägt, und auch Midgard geht in der gierigen Flamme auf. Die ganze Welt geht in Flammen auf, und die wohlgefügte Ordnung des Weltalls, einst von den Asen in weiser Sorge geschaffen, ist dahin, der allgemeine Untergang ist da. Der Abgrund der Hel öffnet sich und verschlingt die Toten. Schwarz wird die Sonne, die Erde versinkt. Vom Himmel fallen die heiteren Sterne. Glutwirbel umwühlen die allnährende Weltesche. Die heiße Lohe bedeckt den Himmel.

So heißt es in dem Liede aus altersgrauer Zeit, und wenn Yggdrasil, der Weltenbaum, donnernd zusammenstürzt, ist die Welt der Götter und der Menschen in den Wassern versunken. Doch bedeutet nach der Sage der ungeheure Weltenbrand, der Asgard und Midgard vernichtet hat, nicht das Ende. Das Feuer hat alles geläutert, alle Schuld gesühnt, und das goldene Zeitalter, das einst geherrscht hat, kann wiederkehren. Ein Weltentag mit seinem Guten und Schönen, aber auch mit seiner Schuld und seinen Fehlern ist abgelaufen, und ein neuer Tag ist angebrochen. Aus dem Meere, dessen Wogen die Welt der Asen verschlungen haben, erhebt sich eine neue Erde mit grünen Fluren, die keines Menschen Hand besät hat. Und wie jener erste Tag beginnt auch dieser mit dem Zustand der Unschuld und des Friedens, mit dem vollkommenen Glück. Auch die Sonne hat eine Tochter geboren, die nicht minder schön ist als die Mutter und die nun in ihrer Bahn wandelt. Und unter den Wurzeln der Weltesche in Urds Brunnen haben sich zwei Menschenkinder verborgen gehalten, Lif und Lifthrasir, das Leben und die Lebenskraft. Aus ihnen erwächst ein neues Geschlecht, das die Erde bewohnt. Ein neues Asgard ersteht. Baldur, der strahlende Lichtgott und sein Bruder Hödur, der Gott der lichtlosen Winterzeit kehren aus Hels Totenreich zurück. Auch Thors Söhne, die ihres Vaters gewaltigen Hammer auf dem Schlachtfelde fanden, nehmen Besitz von den goldenen Götterstühlen. Nicht gilt es mehr" die Frost- und Eisriesen zu zermalmen; denn das finstere Riesengeschlecht ist nicht zu neuem Leben erstanden nur friedlichem Tun dient der Hammer. Ungetrübter Friede herrscht von nun an in den himmlischen Höhen.

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Who is Fenrir?

The wolf, Fenrir was the eldest child of Loki and the giantess, Angrboda. He had two younger siblings, Hel, and the serpent, Jormungand.

Alarmed that Loki had fathered these children, Odin sent a group of gods to kidnap them. To the gods, Fenrir looked like an ordinary wolf, so they let him roam the fields of Asgard, but they agreed they would watch him. Of all the gods, however, only Odin's son, Tyr, was brave enough to feed him.

Urd, Skuld, and Verdandi again warned Odin that Fenrir would one day destroy him, and the gods soon began to rethink their decision as Fenrir grew bigger every day. Because they did not want to desanctify Asgard, they agreed they would catch & bind him instead of killing him & spilling his evil blood. They made a chain of iron links called Laeding, and went up to Fenrir to ask him if he was as strong as the chain. He answered that he was stronger, and let the gods bind his neck, body, and legs. Once finished, Fenrir quickly snapped the chain and freed himself.

The gods then made another chain called Dromi, which was twice as strong as Laeding. They told Fenrir that if he could break this chain, he would be known throughout the nine worlds for his great strength. He agreed to once again let them bind him, & again was able to break the chain.

Odin then sought the help of the dwarves to make a stronger chain. He sent Freyr's messenger, Skirnir, to the world of the dark elves, Svartalfheim, to promise the dwarves gold if they could make a stronger chain. They made a fetter as smooth as a silk ribben called Gleipnir made of six things: the sound a cat makes when it moves, a woman's beard, the roots of a mountain, the sinews of a bear, the breath of a fish, and a bird's spittle.

The gods were both astonished and sceptical of Gleipnir, but agreed to give it a try. They invited Fenrir to go with them to the island of Lyngvi in the center of Lake Amsvartnir, and then showed him Gleipnir. He was sceptical and told them if they had made it with magic, he didn't want to try to break it. The gods then said that if he couldn't break it, they would free him again. Fenrir told them that he didn't want to be fettered, nor did he wish to be accused of cowardice, so he proposed that he would let them bind him if one of them would put their hand inside his mouth as a token of their good will. Tyr agreed and put his hand in Fenrir's mouth. Gleipnir proved to be the chain to bind Fenrir, and at last, the gods had suceeded in binding Fenrir. Tyr unfortunately lost his hand in the process.

The gods then attached a large chain called Gelgja to the end of Gleipnir and passed it through the huge boulder called Gjoll to secure it. They then drove Gjoll into the ground one mile, found a large rock, Thviti, and dropped that on top of Gjoll to anchor it. One of the gods gagged Fenrir by wedging his sword between the roof of his mouth & his lower jaw.

Fenrir will stay bound until Ragnarok when he will be set free. Then he will engage in battle with Odin and swallow him. After Odin's death, his son, Vidar, will tear Fenrir apart revenging his father's death.

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Fenrir in Mythology

Fenrir, in Norse mythology, a monstrous wolf who was a major threat to the gods until they found a way to chain him, using a magic fetter. The name Fenrir means "from the swamp." Also known as the Fenriswolf, he was the offspring of the trickster fire god Loki. His sister was the goddess Hel and his brother the evil serpent Jormungand. It was because of Fenrir that the god Tyr lost his right hand. The Vikings believed that during Ragnarok, the battle that would take place at the end of the world, Fenrir would swallow the principal god Odin; Odin's death would be avenged by his son Vidar.

According to the myths, the evil Loki himself gave birth to Fenrir, after eating the heart of a giantess, the witch Angerbotha. After his birth, the gods received prophecies of disaster concerning Fenrir and his siblings. Even when Fenrir was a pup, the only god courageous enough to approach him was Tyr.

Despite the dire prophecies, according to the 'Prose (or Younger) Edda', the gods could not kill Fenrir because it would have defiled their sanctuary. But they sought some way to tie up the beast, who grew noticeably larger each day. They attempted to restrain him with two different iron fetters. The wolf broke the first, called Leyding, with a single kick. The second fetter, called Dromi, was twice as strong. The wolf strained a bit at this one but soon broke it as well. Then the gods became more afraid of the wolf's power. Odin sent Skirnir, Frey's messenger, down into the world of the dwarfs and had them fashion a magic restraint called Gleipnir. It was made of six ingredients: the sound of a cat's footfall, the beard of a woman, the roots of a mountain, a bear's sinews, a fish's breath, and a bird's spittle. When it was done, Gleipnir was smooth and soft, like a silken ribbon. Skirnir brought it back to the home of the gods, and they took it to the island of Lyngvi by the lake Amsvartnir. They called the wolf, showed him the silky band, and challenged him to test his strength again.

Fenrir was suspicious because of the thinness of the band. The gods agreed to free him if he could not break out of the fetter himself, but Fenrir was still reluctant to have it put on him. He asked that someone put their hand into his mouth as a pledge that the gods were acting in good faith.

None of the gods was willing to take such a risk, knowing full well the deceit, but then Tyr stepped forward and put his right hand into the wolf's mouth, making the sacrifice that would keep the gods safe. Fenrir was bound with Gleipnir, and he tried with all his might but could not snap it. The gods laughed to see the wolf's distress--except for Tyr: Fenrir closed his mouth on Tyr's hand at the wrist.

Once the wolf was bound, the gods took a cord, called Gelgia, that hung from the fetter, and threaded it through a great stone slab called Gioll. They fastened the slab deep into the earth. Then they took a huge rock, called Thviti, using it for an anchoring-peg.

The wolf, in his anger, struggled violently and stretched its jaws frighteningly wide, trying to bite them all. The gods thrust a tall sword into Fenrir's mouth as a gum prop, with its hilt touching his lower gums and the point touching his upper gums. Fenrir continued to howl horribly, and saliva ran from his mouth. In this subdued condition, according to the myths, the terrible Fenriswolf would remain until Ragnarok, when the gods and the giants would fight to the death.

Fenrir appears in both the 'Poetic (or Elder) Edda' and the 'Prose Edda'. According to the 'Prose Edda', by the time of Ragnarok, the wolf would have grown so large that when he opened his mouth, his lower jaw would be against the Earth and his upper jaw would scrape heaven. Flames would burn from his eyes and nostrils. At Ragnarok, the wolf would break loose and join the giants and other monsters in all-out war with the gods. Fenrir would kill Odin by swallowing him. Odin's son Vidar would then come forward and step with one foot on the wolf's lower jaw. Vidar would be wearing a thick shoe made of all the accumulated waste pieces that were cut from the toe and heel of all the shoes ever made from the beginning of time. Thus securing the wolf's lower jaw, Vidar would grasp his upper jaw with one hand and tear his mouth apart, killing the beast at last.

Compton's Encyclopedia Online v3.0 © 1998 The Learning Company, Inc.

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Garm

In der altnord. Mythol. "Mondwolf", der Höllenhund, der den Eingang zur Unterwelt bewacht. Sohn des Fenrir. Beim Ragnarök ist er ein Verbündeter der Riesen und verschlingt die Sonne.

 

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- Quellen ohne Angaben sind leider unbekannt (Internet) -

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